Reiherenten, Stockenten und Nilgänse drehen auf dem neu geschaffenen Ersatzbecken ihre Runden und auch die ersten Amphibien wurden beobachtet. Die Flora und Fauna erobert sich nach und nach das Gelände zurück. Für Brit Wendler, Leiterin des Umweltamtes in der Kreisverwaltung, ein Zeichen, dass sich der Aufwand gelohnt hat.
Noch ist es für eine endgültige Bilanz zu früh. Zu den ehemaligen Tierarten, die sich vor Beginn der Sanierung in dem Areal heimisch fühlten, gehörte unter anderem auch die Große Moosjungfer. Ob das neue Gelände von ihr erneut angenommen wird, wird erst ein Überwachungsprogramm zeigen, das über zwei Jahre läuft. Die Libellenart gehört zu den streng geschützten Tierarten in Deutschland und laut der Roten Liste Sachsen zu den stark gefährdeten Libellen im Freistaat. Ursachen für den Rückgang der Population sind der zunehmende Wassermangel in Kleingewässern sowie fehlende Wasser- und Ufervegetation.
Ab 1982 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Kiesgrube in Dänkritz eine Deponie errichtet und bis zum 30. Juni 1996 genutzt. Während dieser Zeit landeten auf der Halde rund 19 000 Kubikmeter Fäkalien- und Industrieschlamm. In der DDR erfolgte der Betrieb durch die Stadtwirtschaft Crimmitschau, die nach der Wende von der Firma Edelhoff Entsorgung GmbH übernommen wurde. Ab 1992 hatte der Altkreis Werdau einen Betreibervertrag mit der Fa. Edelhoff. Der Landkreis Zwickau als Gesamtrechtsnachfolger ist damit Inhaber der Deponie und zur Rekultivierung verpflichtet.
21 Jahre lang herrschte nach der Stilllegung Ruhe. In dieser Zeit eroberte sich die Natur das Gebiet zurück. Mit der Bereitstellung von Fördermitteln durch den Freistaat Sachsen wurde 2018 mit der Rekultivierung der ehemaligen Fäkaliendeponie, versteckt in einem Waldgrundstück kurz vor dem Ortseingang von Dänkritz gelegen, begonnen.
Im August soll das Vorhaben bis auf die Begrünung des Deponiekörpers und die Aufforstung abgeschlossen sein. Die bisherigen Arbeiten verliefen weitestgehend nach Plan, obwohl die Technologien den örtlichen Gegebenheiten verschiedentlich neu angepasst werden mussten. Der aus den beiden in der Fäkaliendeponie vorhandenen Absetzbecken entnommene, gut abgetrocknete Schlamm wurde mittels Stützkorn stabilisiert und in die Kontur des späteren Deponiekörpers lagenweise eingebaut. "Der aus den Klärbecken entnommene, deutlich flüssigere Schlamm wurde zunächst in sogenannte Geotubes, vergleichbar mit großen Klosssäcken, gepumpt und anschließend statisch entwässert. Nach Erreichen eines bestimmten Wassergehaltes wurde er unter Zugabe von Asche, die die enthaltene Feuchtigkeit zusätzlich bindet und den Einbaumassen Stabilität geben soll, in den Deponiekörper eingebaut", erklärt Brit Wendler. Der nunmehr fertiggestellte Deponiekörper, für die Amtsleitern das wichtigste Objekt auf dem Gelände, besteht neben dem eingebauten Schlamm aus mehreren übereinanderliegenden Abdeckschichten, die ein Eindringen von Niederschlagswasser zukünftig verhindern sollen. Mit der zusätzlichen Abdichtung des Materials wird perspektivisch auch ein Austrag von Schadstoffen in den Untergrund unterbunden.
Nicht alle Arbeiten liefen in den zurückliegenden Monaten problemlos. Schwierigkeiten bereiteten nach Einschätzung des Landratsamtes unter anderem Restschlämme in den Klärbecken, die nicht transportfähig waren und vor Ort stabilisiert werden mussten. "Zusätzliche Leistungen ergaben sich ebenfalls durch aufwändige Kampfmittelsondierungen. In den Klärbecken lagerten große Mengen an Abfällen und Schrott, die gesondert geborgen werden mussten", sagt die Sprecherin des Landkreises, Ilona Schilk.
Die einstigen vier Klärbecken sowie das ausgeräumte Absetzbecken bleiben in ihrer Kontur erhalten. Die beräumten Becken und das neu angelegte Ersatzbecken soll Heimat der Tier- und Pflanzenwelt werden.
"Die mit der Sanierung wieder frei gelegten Kies- und Tonböden der ehemaligen Kiesgrube sind für die Ansiedlung blütenreicher, magerer Pflanzengesellschaften geeignet. Hiervon profitieren künftig auch eine Vielzahl von Insekten und Kriechtieren wie Ringelnatter und Zauneidechse. Mit der Wiederausbreitung von Wasservegetation und Schilf-Röhricht werden auch weitere Vogelarten in das Gebiet zurückkehren. Für die dauerhafte Offenhaltung und Pflege des Gewässerumfeldes wäre sogar künftig eine extensive Beweidung vorstellbar", blickt Jörg Schaarschmidt als zuständiger Sachbearbeiter Naturschutz bereits in die Zukunft.
Die Beseitigung der Hinterlassenschaften kostet nun 4,4 Mio. EUR, dazu kommen ca. 1 Mio. EUR an Planungs- und Baunebenkosten. Der Freistaat Sachsen fördert die zuwendungsfähigen Kosten mit einem Fördersatz von 90 Prozent.